{"id":15178,"date":"2017-10-19T08:49:46","date_gmt":"2017-10-19T06:49:46","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=15178"},"modified":"2018-01-13T19:44:37","modified_gmt":"2018-01-13T17:44:37","slug":"rumaenien-walachei-ukraine","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/rumaenien-walachei-ukraine\/","title":{"rendered":"Durch die Walachei nachhause"},"content":{"rendered":"
\"Brauchtum

Im Freiluftmuseum nahe Kiew: Brauchtum boomt in der Ukraine, 2017 \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

Plan B: Kiew<\/h3>\n

3. Juli 2017. Die Bahnstrecke Moskau bis Kiew ist 756 Kilometer lang. Nach etwa 13 Stunden und einer Nacht im voll belegten Schlafwagen steigen wir morgens in der ukrainischen Hauptstadt aus dem Zug. Vor dem Bahnhof lauert schon die Taxifahrermeute. Wie auf einem Basar wird hier mit \u00fcblichen Tricks der Fahrpreis verhandelt. Als wir den M\u00e4nnern mit riesigen Packtaschen entgegen staksen, wittern sie leichte Beute. Aber wir beherrschen ihr Spiel. Als beide Seiten zufrieden sind, geht es <\/span>\u00fcber den Dnepr in den S\u00fcdosten der Stadt \u2013 nach Osokorki. Wir haben gute Laune. Die Sonne blitzt im Fluss.
\n<\/span>Osokorki ist ein Labyrinth aus neueren Hochh\u00e4usern, mit Spiel- und Parkpl\u00e4tzen dazwischen. I<\/span>n den untersten Etagen der Wohnbl\u00f6cke gibt es kleine, praktische Gesch\u00e4fte \u2013 Apotheken, B\u00fcros, Kosmetikstuben, Handyshops… Das Stadtviertel erscheint lebendig und freundlich. <\/span>In der N\u00e4he der Metrostation verkaufen Leute verlockendes Obst und Gem\u00fcse: Pfirsiche, Kirschen, Himbeeren, Blaubeeren, Tomaten, Gurken, kleine Kr\u00e4uterb\u00fcndel. Die Schreberg\u00e4rten liegen gleich um die Ecke und die Verkaufspreise sind unglaublich niedrig. Die W\u00e4hrung des Landes, Hrywnja, hat seit einigen Jahren dramatisch an Wert verloren.
\n<\/span>Die Ferienwohnung, die wir \u00fcbers Internet gemietet haben, liegt im 18. Stock. Wir stehen jetzt mit dem Gep\u00e4ck vor dem Blockaufgang Nummer 6 und die Vormittagssonne scheint grell auf das wei\u00dfe Hochhaus. Meine <\/span>zugekniffenen Augen gucken an der weiten Fassade entlang nach oben. Hinter uns funkelt im Schatten der Wohnbl\u00f6cke die goldene Kuppel eines Kirchenneubaus. Der Eingang ins Haus wird durch eine \u00e4ltere Dame \u00fcberwacht, die drinnen in einer gem\u00fctlichen Pf\u00f6rtnerstube sitzt. Hinter ihr steht ein altmodisches Schlafsofa. Auch sie hat ein paar Becher Himbeeren zum Verkauf ausgestellt. Oben angekommen verwandeln wir die<\/span> sonnige, fremde Wohnung mit Balkon im Handumdrehen in unser neues Zuhause. Wie oft haben wir das bis hierher eigentlich schon gemacht? Wir hatten so viele Zuhauses auf dieser Reise.
\n<\/span>Bis die Emmen in Kiew eintreffen, dauert es ein paar Tage und <\/span>solange lenken wir uns mit Ausfl\u00fcgen ab. <\/span>Die gr\u00fcne Metrolinie 3 schleust uns in die Innenstadt. Ich stehe auf dem Maidan und versuche, mir die Menschen, die Stimmung und die blutigen K\u00e4mpfe aus dem Winter 2014 vorzustellen. Die Spuren sind verwischt. <\/span>Heute scheint die Sonne auf ein Blumenbeet, in dem die Buchstaben I \u2665 Kyiv<\/strong> aufgestellt sind. Am Springbrunnen laufen Jugendliche <\/span>mit aufgepl\u00fcschten Tauben in der Hand umher, die sie Touristen f\u00fcr Kleingeld auf die Schulter setzen k\u00f6nnen.
\n<\/span>Eines Nachmittags landen Micha und ich auf einem Volksfest auf den Wiesen au\u00dferhalb der Stadt. Fast alle Besucher <\/span>haben Kleidung <\/span>verziert <\/span>mit traditionellen Mustern angezogen. Die Frauen und M\u00e4dchen tragen au\u00dferdem selbstgeflochtene Blumenkr\u00e4nze auf ihren Haaren \u2013 das Markenzeichen der Ukrainerin. Es duftet nach Sommer und ukrainischem Essen.
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