Ankunft in der Slowakei: Stress lass nach

Slowakei: Zeltlager

7 Tage und 1121 Kilometer weiter…

…sind wir abends auf einem Ferienlager im slowakischen Vápnik nahe der ungarischen Grenze angekommen. Wir schlagen zum ersten Mal das Zelt auf. Uns geht’s gut, aber irgendwie können wir den Stress der letzten Wochen schlecht abschütteln. In der Prignitz waren wir nah am Ende unserer Kräfte abgefahren. Diese Anspannung steckt immer noch drin. Da wir für Osteuropa bis nach Istanbul nur zwei Wochen Zeit haben, müssen wir etwa zweihundert Kilometer am Tag fahren und können kaum einen Tag länger irgendwo bleiben. Immerhin haben wir uns in Sachsen drei Tage Zeit gelassen, um letzte Schönheitsreparaturen an den MZ vorzunehmen und etwas runterzukommen. Eigentlich hatten wir der Firma Garmin bzw. deren Handelspartner Touratech Nord in Hamburg diese Zwangspause zu verdanken. Die haben nämlich unser ständig kaputtes GPS-Gerät in Reparatur und können uns seit Ewigkeiten kein funktionierendes Gerät nachschicken. Wir warten vom Ausland aus täglich auf den versprochenen Rückruf, wann und wo wir das Gerät endlich in Empfang nehmen können. Dass wir die Motorräder am Ende ganz gut ohne technische Geräte durch Asiens Landschaften und Städte manövrieren, wissen wir zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht.

Der Po sitzt wie auf Watte

Die Motorräder schnurren zufrieden vor sich hin. Bergauf habe ich den Eindruck, ich quäle den Motor wie ein Sklaventreiber, aber der Zweitakter braucht eben eine etwas höhere Drehzahl. Das lässt sich nicht mit der XT 500 vergleichen. Die breiten Einzelsitze erweisen sich als „arschfreundlich“. Wunderbar! Uns sitzt nur der letzte Stress im angespannten Nacken, aber es wird besser. Das Besteigen und Ankicken der voll beladenen und etwa 250 kg schweren MZ gelingt mir dank umgebautem Seitenständer mittlerweile ganz gut, auch wenn es nicht elegant aussieht. Ans neue Fahrverhalten habe ich mich schneller gewöhnt als gedacht. Die Prozedur an der Tankstelle dauert fast eine Viertelstunde, eine kurze „Unterhaltung“ mit dem Tankwart inklusive.

„Dit wusst ick doch, dat da ne MZ kommt!“

Morgens lassen wir uns Zeit. Wir schlafen bis neun Uhr aus, machen uns frisch, essen was Kleines und packen unsere Sachen zusammen. Bis wir endlich wissen, wo was hingehört, dauert es noch eine Weile. Mittags geht es dann auf die Motorräder, solange bis wir abends einen neuen Zeltplatz gefunden haben. Das Wetter spielt mit. Anfangs war es etwas grau, jetzt ist es frühsommerlich schön. Wir sind ziemlich bald von den stark befahrenen Hauptstraßen auf die Nebenstraßen ausgewichen und fahren hier durchschnittlich mit 70 km/h durch die Landschaft. Die Straßen sind in gutem Zustand. Micha fährt meistens mit der Karte voraus. Das wird sich sehr bald ändern.
Mit den Zeltplätzen sind wir zufrieden. Auf dem Minicampingplatz am Prager Stadtrand kam uns der Platzwart gleich entgegen: „Dit wusst ick doch, dat da ne MZ kommt! Dit hab ick doch richtich jehört. Ick bin Berlina. Wir verstehn uns doch, wa?! Ick bin siebzich und war deutscha Meista im Jewichtheben.“ Unsere Postkarte hat einen Ehrenplatz in seinem Wohnwagen. Der erste Samstag unserer Reise ist ein Waschtag. Der Angstschweiß vom Tag der Abfahrt fing an zu stinken. Beim Trocknen auf der Wäscheleine ist zum ersten Mal Zeit fürs Onlinetagebuch. Micha führt solange Statistik zu Kilometerstand und Kosten, wie er es die ganze Reise lang machen wird. Noch heute geht es weiter nach Ungarn, wo wir in Budapest bleiben wollen.

Reise-Abenteuer: Von der Haustür zum Himalaja und zurück
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